Andacht am 29. März 202029/3/2020 Heut nacht konnte ich nicht schlafen.
Ich bin wieder aufgestanden. Es war kurz bevor die Nacht um 1 Stunde verkürzt wurde. Die Zeitumstellung find ich jedes Mal bisschen aufregend, wie genau muss ich den Zeiger verstellen? Würde man da was verwechseln, dann würde man früh aufstehn und wäre aus der Zeit gefallen. Aus der Zeit aller andern. Man würde sich treffen wollen und der eine käm zu früh, der andre zu spät. Faszinierend dann der Funkwecker. Wie durch Geisterhand gehen die Zeiger einmal rum und wissen genau, in welche Richtung. Wer sagt ihnen das? Wer hält sie genau da an, wo sie hingehören? Kennen Sie das auch, zur Zeit - schlaflose Nächte? Ewig nicht einzuschlafen oder flott einschlafen und dann zu einer völlig bekloppten Zeit wieder aufzuwachen wo man keinesfalls schon aufstehen kann? Gedanken, die sich endlos wiederholen. Ängste, die völlig übertreiben, aufgebauschte Sorgen, die man den ganzen Tag so nicht hatte? Da fiel mein Blick auf den nachtblauen Himmel da draußen. Und neben dem Kirchturm: eine kleine, nagelneue frischgeputzte Mondsichel, sie lag da, nah oben offen, erwartungsvoll was kommen soll in dieser langen Nacht der Sorgen und der dunklen Schönheit. Die Mondsichel lag auf dem Rücken und räkelte sich zufrieden. Sie war so ganz am Platze. Am richtigen. Genau da, wo sie sein sollte. Wo man sie sonst sehr vermisst hätte. Die Mondsichel lag neben dem silbrig glänzenden Kirchturm in seiner erhabenen Form. Ganz klar – der Kirchturm. Immer gleich. Immer spitz gereckt. Immer elegant. Ein steter Hinweis, dass da oben mehr noch wartet. Mehr Glanz, mehr Andacht März Mondsichel Zeitumstellung Sinn, vollendet in den Himmel hinein – all das Mühen auf den Punkt gebracht. „Und da ist einer, welcher all das Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält“ – sagt Rilke, der Dichter. Ein göttlicher Vollender meiner unterbrochenen Nächte. Einer, der weiß und kennt. Einer, der hält und rundet. Der über mich selber hinausweist in ein größeres Ganzes. Der kennt der Mondsichel dunkle Hälfte, die im Neumond verborgen war. Du Gott meiner Nächte, bete ich, halt mein klopfendes Herz, die Aufgaben sind so viel und die Welt entbehrt so sehr. Halt uns zusammen, Gott, halt uns in dir. Runde uns auf. Lass uns wachsen in diesen Zeiten. Halt du den Wecker fest. Gib seinen Zeigern ihren Lauf. Lass sie nicht sinnlos kreisen zu Stunden , die nicht wissen, wo sie stehn. Du hast den Rhythmus in der Hand, wie auch den Sinn und auch die Zeit. Wie auch den Anfang und das Ende und auch meine kleine Müh´. Halt du die Zeit in deiner Hand und meines Atem´s Ein und Aus da wird es einerlei ob´s drei, ob´s zwei Uhr in der Nacht du bist ja da und hast den Zweifel nie gesät so komm ich heim auf eine Kerzenlänge hin zu dir. |
Leave a Reply.